«Ein gutes Zuhause braucht mehr als günstige Mieten»

Bezahlbar wohnen ist wichtig. Doch erst nachbarschaftliche Begegnungen, gegenseitige Unterstützung und Gemeinschaft machen daraus ein Zuhause – und genau dafür schafft die HGW die Voraussetzungen. In Zeiten steigender Baukosten und wachsender geopolitischer Unsicherheit wird das jedoch anspruchsvoller als je zuvor. Wie die HGW diesen Weg in die Zukunft geht, erzählen Präsident Dieter Beeler und Geschäftsführer Gamal Rasmy im Gespräch.

«Genossenschaft heisst: Wir tragen gemeinsam»

Dieter Beeler: «Genossenschaft heisst für mich, dass die Bewohner:innen sich gegenseitig kennen und unterstützen. Das kann heissen, ein Fest zu organisieren oder auch nur, wenn man sich begegnet, ein paar Worte zu wechseln. Das sind kleine Gesten, aber sie machen den Unterschied zwischen der Anonymität und einem Daheim. Ich sehe die HGW, unsere Genossenschaft, als einen Ort, an dem man gut und günstig wohnen kann, aber eben auch beteiligt ist. Wer bei uns wohnt, soll sich bewusst sein, dass man Teil einer Gemeinschaft ist und dazu beiträgt, dass sie funktioniert.»

Gamal Rasmy: «Unsere Aufgabe als Geschäftsstelle ist es, die Rahmenbedingungen für ein gutes und sicheres Zuhause zu schaffen. Dazu zählen auch Gemeinschaftsräume, Begegnungsorte und durchdachte Siedlungsstrukturen, sie sind für mich eine Antwort auf die zunehmende Vereinzelung in der Gesellschaft. Wir wollen Räume bieten, in denen sich die Menschen geborgen fühlen und einander begegnen können. Ohne Zwang, aber mit viel Spielraum.»

Mehr als günstige Mieten

Bezahlbarer Wohnraum ist eine Grundlage für ein gutes Zuhause – aber ein günstiger Mietzins allein reicht nicht aus.

Dieter Beeler: «Genossenschaft heisst nicht: Ich zahle wenig Miete und der Rest geht mich nichts an. Es heisst vielmehr, dass alle das Miteinander mittragen, auch wenn das bedeutet, die eigenen Interessen einmal zurückzustellen. Ich wünsche mir, dass unsere Mitglieder verstehen, dass ihr Beitrag zählt: sei es an der GV teilzunehmen, bei einem Genossenschaftsfest mitzuhelfen oder Rücksicht auf die eigene Wohnung und die Nachbarschaft zu nehmen. Auch kleine Gesten schaffen ein verlässliches, faires Miteinander.»

Gamal Rasmy: «Unsere Siedlungen sind keine anonymen Wohnsilos. Sie sollen Ankerpunkte im Leben unserer Bewohner:innen sein. Gerade in bewegten Zeiten wie diesen bieten sie Sicherheit durch die Möglichkeit, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Deshalb planen wir Freiräume, Spielplätze und Begegnungszonen bewusst mit ein. So entsteht Lebensqualität – nicht nur für heute, sondern auch für morgen. Und genau das unterscheidet uns von einem rein profitorientierten Wohnbauträger.»

Die Herausforderungen von heute und morgen

Dieter Beeler: «Wir können nicht günstiger bauen als andere, aber wir bauen anders. Wir setzen unsere eigenen Landreserven verantwortungsvoll ein, verdichten umsichtig und gestalten intelligente Grundrisse, um die zur Verfügung stehenden Flächen effizient zu nutzen. Zudem fliessen alle Erträge zurück in die HGW. So sichern wir bezahlbaren Wohnraum auch für die Zukunft. Gleichzeitig tragen wir die Verantwortung, wie wir diesen Wohnraum vergeben, damit er fair verteilt ist und bleibt.»

Gamal Rasmy: «Unsere Mieten steigen moderat und bleiben so langfristig unter dem Marktniveau. Das ist ein echter Mehrwert, der klare Gründe hat: Als Genossenschaft wirtschaften wir nicht gewinnorientiert. Wir denken langfristig und investieren unsere Erträge wieder in den Erhalt und die Erweiterung unsere Siedlungen. So sichern wir bezahlbaren Wohnraum für heute und morgen. Allerdings sind solche Sanierungen und Investitionen mit moderat steigenden Mieten für die unsere Wohnungen verbunden. Hierbei wünschen wir uns mehr Bewusstsein unter unseren Bewohner:innen: Günstiger Wohnraum ist kein Selbstläufer. Er braucht Mitverantwortung – und die Bereitschaft, bauliche Massnahmen mitzutragen.»

Engagement fördern, nicht erzwingen

Dieter Beeler: «Wir schaffen Anreize: Gemeinschaftsräume, Unterstützung für Feste und Anlässe, persönliche Begegnungen. Aber wir wollen kein Kontrollsystem, das protokolliert, wer sich wie engagiert. Engagement verändert sich mit den Lebensphasen – das akzeptieren wir. Wichtig ist, dass es weiterhin Menschen gibt, die vorangehen. Ohne sie käme das Miteinander zum Stillstand.»

Gamal Rasmy: «Darum ist genossenschaftliches Wohnen auch Pionierarbeit: Wir müssen immer wieder neue Formen ausprobieren, Ressourcen gezielt einsetzen und dranbleiben. Steter Tropfen höhlt den Stein. Das ist unser Weg.»

Blick nach vorn

Dieter Beeler: «Die Gesellschaft verändert sich: Die Individualisierung nimmt zu, der Druck auf den Wohnungsmarkt wächst. Wir als HGW wollen eine Wohnbaugenossenschaft bleiben, die auch in Zukunft Sicherheit bietet, durch bezahlbare Mieten, aber auch durch Strukturen, die Halt geben. Das geht aber nur mit Menschen, die mitdenken, mitgestalten und sich dem genossenschaftlichen Wohnmodell bewusst sind.»

Gamal Rasmy: «Unser Auftrag ist vielfältig: bezahlbaren Wohnraum schaffen und das Zusammenleben fördern. Beides gelingt nicht von allein. Es braucht Mut, Ideen und das Engagement vieler. Denn nur gemeinsam können wir miteinander mehr erreichen.»

Zum Seitenanfang