Vom Platz machen und Platz bekommen
Wenn Leben sich verändert, verändert sich auch der Raum, den wir brauchen. Manchmal entsteht Platz, manchmal wird er knapp. Beides kann ein neuer Anfang sein. In den HGW-Siedlungen finden solche Wechsel ihren ganz eigenen Rhythmus.
Familien wachsen, Kinder ziehen aus, Nachbarschaften wandeln sich – und unser gemeinsamer genossenschaftlicher Wohnraum wird neu verteilt. Was dabei entsteht, ist mehr als Umziehen. Es ist ein Miteinander, das uns bei der HGW trägt: Wer Platz gibt, schafft neuen Möglichkeiten Raum. Wer einzieht, bringt neues Leben mit. Zwei Geschichten erzählen davon – vom Loslassen und Ankommen, vom Weitergeben und Weiterwachsen.
Mit der Geburt des zweiten Kindes fehlten der Familie Gutknecht-Peverelli in der HGW-Wohnung am Salomon-Bleuler-Weg plötzlich die Rückzugsmöglichkeiten. Zudem forderte die Geräuschkulisse ständige Rücksichtnahme. «Es wurde langsam aber sicher zu eng», erzählt Jessica Peverelli. So wandte sich die Familie an die HGW und erhielt nach einiger Zeit von der Bewirtschafterin das Angebot, in ein frei gewordenes 4.5-Zimmer-Häuschen in die Siedlung im Birchermüesli-Quartier zu ziehen. «Ich habe schon länger davon geträumt, dort zu wohnen. Dass es nun geklappt hat, war ein grosses Glück.», freut sich Jessica Peverelli.
Ankommen und Aufatmen
Der Umzug hat vieles verändert – nicht nur räumlich, sondern auch emotional: «Die Räume sind lichtdurchflutet. Das gibt uns ein Gefühl von Freiheit», sagt Pascal Gutknecht. Besonders schätzt die Familie das neue Raumgefühl durch die zwei Etagen und den grosszügigen Keller.
Die gute Gemeinschaft unter den Nachbar:innen spielte beim Ankommen eine grosse Rolle: «Der Empfang war herzlich; wir wurden gleich in den Quartierchat und zum Kaffeetrinken eingeladen», erzählt Jessica Peverelli. Dank der Spielstrasse im Quartier haben auch die Kinder schnell neue Freundschaften geschlossen. Auch das Mitmachen soll weiterleben: Jessica Peverelli, die am alten Wohnort bei der Organisation des Genossenschaftsfests mitwirkte, möchte sich auch in der neuen Nachbarschaft vernetzen und sich bei Anlässen beteiligen. Pascal Gutknecht hilft tatkräftig im Zeltaufbau-Team des Quartiervereins Stadtrain mit.
« Der Umzug war nicht nur räumlich eine Veränderung,
wir erleben auch ein neues Gefühl von Freiheit»
Mehr Raum für Familie und Gemeinschaft
Ein echtes Highlight ist das eigene Spielzimmer für die Kinder. «Endlich ist das Wohnzimmer keine Spielzeugzone mehr und wir können wieder häufiger Gäste einladen», freuen sich beide. Und auch die Kinder fühlen sich wohl mit eigenen Zimmern. Im Keller sind eine kleine Werkstatt und eine Musikecke entstanden. Auch draussen geniessen sie das neue Lebensgefühl: Der Garten mit Sitzplatz erinnert sie an Campingferien und ermöglicht ihnen so kleine Freiheiten im Alltag.
Ein fairer Kreislauf
«Die Belegungsrichtlinien der HGW sind sinnvoll», so das Paar. Sie können aber auch verstehen, wenn ein Wohnungswechsel manchmal Bedenken auslöst, zum Beispiel, wenn man das alte Quartier verlassen und sich neu zurechtfinden muss. Ihnen als Familie fiel es jedoch recht leicht, neue Wurzeln zu schlagen, auch weil viele Kontakte zum bisherigen Wohnort bestehen bleiben.
Esther und Andreas Meister leben seit 20 Jahren in einer HGW-Siedlung in Seen. Als ihre Kinder ausgezogen sind, machten sie den Schritt in eine kleinere Wohnung bei der HGW. Es fühlte sich für sie richtig an, einer neuen Familie dieselbe Chance auf preisgünstigen Wohnraum zu geben, die sie einst selbst hatten.
«Als unsere Kinder ausgezogen sind, haben wir uns mit dem Gedanken beschäftigt, ob wir den vielen Platz noch brauchen», erzählt Andreas Meister. Konkret wurde es, als eine kleinere Wohnung im gleichen Haus frei wurde. Ein Glücksfall, denn so konnten sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben.
Vertrautes Umfeld, neues Zuhause
«Besonders für mich war es wichtig, in Seen zu bleiben», ergänzt Esther Meister «Die gute Nachbarschaft bedeutet uns viel.» Andreas Meister hätte sich eher vorstellen können, in ein neues Quartier zu ziehen.
Loslassen mit Leichtigkeit
Der Wechsel in die neue Wohnung war eine bewusste Entscheidung. «Unser Estrich war voll mit Dingen, die wir längst nicht mehr brauchten. Das gemeinsame Entrümpeln mit unseren Kindern war nicht nur notwendig, sondern auch befreiend.» Und teilweise sogar amüsant: Das Ehepaar entdeckte Sachen, von denen es nicht einmal mehr wusste, dass sie da waren. Auch von einigen Möbelstücken trennten sie sich ohne Bedauern: «Unser grosses Ecksofa passte nicht mehr in die neue Wohnung. Jetzt steht es in der WG unseres Sohnes und wird dort weiterhin genutzt.»
Natürlich gab es auch Bedenken – aber auch viel Unterstützung seitens der HGW. Andreas Meister erzählt: «Wir sind selbst auf unsere Bewirtschafterin zugegangen. Dort wurden wir sehr gut begleitet. Es war schön zu wissen, dass Ängste und Wünsche ernst genommen werden und Möglichkeiten gesucht werden, die den Wechsel erleichtern.»
« Die Begleitung und Unterstützung durch die HGW
empfanden wir als sehr angenehm»
In ihrer neuen Wohnung fühlen sie sich wohl. Esther Meister erinnert sich schmunzelnd: «Anfangs fühlte es sich fast wie eine Ferienwohnung an.» Obwohl sie weniger Fenster hat, ist sie hell und luftig. Einziger Wermutstropfen: Es gibt keinen Balkon mehr.
Auf die Frage, ob sie ihre alte Wohnung vermissen, antworten beide bestimmt: «Nein, unser Entschluss war sehr bewusst. Natürlich mussten wir uns an einige Veränderungen gewöhnen. Die Küche ist spiegelverkehrt, die täglichen Handgriffe anders und manchmal haben wir etwas gesucht. Aber das hat uns eher amüsiert als gestört.»
Auch ihr Umfeld reagierte positiv. «Einige haben sich gewunderten, dass wir in ein höheres Stockwerk ohne Lift gezogen sind, aber wir sehen das Treppensteigen als Fitnessprogramm.»
Ein Rat aus Erfahrung
Ihr Rat an andere, die mit einer ähnlichen Entscheidung hadern? «Unbedingt frühzeitig auf das HGW-Team zugehen und nicht nur über Wünsche, sondern auch über Bedenken oder Ängste sprechen.» Und: «Rechtzeitig mit dem Ausmisten beginnen, damit kein Zeitdruck entsteht», rät Esther Meier. Zu guter Letzt: Sich bewusst machen, dass man in preisgünstigem Wohnraum leben kann, bei einer Genossenschaft mit Wohnungen für alle Lebenslagen, macht die Entscheidung leichter. «Wir erinnerten uns, wie dankbar wir damals als junge Familie für die passende Wohnung waren. Und als langjährige, überzeugte Genossenschafter:in war dieser Schritt für uns selbstverständlich. Wir freuen uns für die Familie, die nun einziehen konnte.»